Die 82.Minute

Ich glaube irgendein Musiker hat diesen Ausdruck gewählt, als er sich bewusst wurde, im Herbst seines Lebens zu stehen.
Plötzlich wird es auch dir wieder bewusst-du wirst definitiv nicht ewig leben. Keine Chance Brad Pitt (viele kennen den Film und wissen was ich meine) von der Schippe zu springen. Keine Verlängerung und kaum Nachspielzeit. 

Ich war nie ein Fußballer, habe nur zweimal auf einem Fußballplatz als Spieler gestanden, aber dieser Vergleich gefällt mir. Es gibt gute und schlechte Spiele..und Leben. 

Am Anfang bist du überwältigt, weißt nicht wo dein Platz auf der Welt ist,musst dich erst zurechtfinden. Wenn du einen guten Trainer/Eltern hast wird er dir helfen deinen Platz zu finden. Und evtl. ist dieser ein ganz anderer als du ursprünglich geplant hattest. Das Spiel verändert sich-und du mit ihm. Du rennst anderen hinterher, bekommst nicht jeden Ball und  wirst evtl. gefoult. Dann ist das ein  Moment, der dein Leben beeinflussen wir. Du kannst dich theatralisch fallen lasse, den Weltschmerz hinausschreien und auf Mitleid hoffen-oder du stehst auf, richtest  wieder dein angekratztes Ego und machst weiter. (Mit ein Grund,warum ich Handball spielte, da gibt es kaum Schauspieler. Der andere Grund war meine fehlendes Talent...und der zu große Platz beim Fußball :-) )

Egal wie du es machst, du hast nur begrenzten Einfluss wie das Spiel läuft. Die Mitspieler sind nicht immer gleich, manche lassen dich im Stich, andere helfen dir aus wo sie nur können. Die Umstände können von sonnigem Tag bis zu Sturm und Gewitter wechseln-nur wird das Leben im Gegensatz zum Spiel nicht einfach unterbrochen, verlegt oder abgesagt.

Gegen Ende des Spiels spürst du es dann- die Wege werden länger. Deine Geschwindigkeit lässt nach, das Aufstehen nach einem Foul wird immer schwerer.Dafür aber verstehst du-wenn du aufmerksam durch das Spiel gegangen bist-das Spiel zu "lesen".Verstehst wie es läuft. Allerdings lernen es manche nie. Du hast Menschen kennengelernt die nur groß sind ,wenn sie sich auf anderen abstützen können. Menschen die viel mehr scheinen als wirklich sind.
Irgendein Analyst hat mal gesagt .Der spielendscheidende Mann beim Titelgewinn  der Fußball WM1974 (jaja ist schon ein bisschen her) war nicht ein Gerd Müller, Günther Netzer oder Paul Breitner, sondern Berti Vogt. Ein Abwehrspieler, der nicht das große Geld verdiente, um den es keinen Starrummel gab-aber extrem wichtig war.
Solche Menschen sind es, die das Spiel/Leben ausmachen.
Und dann...es geht gegen Ende. Unausweichlich, nähert sich der Schlusspfiff. Was machst du mit deiner noch verbliebenden Zeit ? Spielst du noch mit, oder trottest du nur noch so nebenher?

Ich bin langsamer geworden. Habe das eine oder andere Zipperlein bekommen, brauche eine Lesebrille und von der einst prächtigen Mähne ist nur noch ein karger Rest übrig.
Aber wisst ihr was ?
Ich lebe mein Leben. Ich werde geliebt und ich liebe. Ich gehe raus wenn es möglich ist. Ich sehe die Wunder der Natur und kann mich noch unendlich freuen über Kleinigkeiten. Ich denke meistens positiv, auch wenn mein Leben nicht immer glatt verlief. Ich muss mich nicht mit Leuten umgeben die hinter meinem Rücken schlecht reden. Warum sollte ich?
Ich muss nicht mehr jedem Scheiß nachrennen, sondern kann mich auch mal hinsetzen und genießen. Und wenn es mal nicht so läuft, dann bin ich kurz motzig mit mir, aber dann denke ich an das nächste Mal und wie ich es besser machen könnte. Wie sagt Claudia immer :
Älterwerden ist nichts für Weicheier.
Und..ich bin überzeugt ich überstehe auch diese Männergrippe ;-)

Warum?

Lange Zeit habe ich,vielleicht erinnern sich einige daran, einen Blog geschrieben.Viele Jahre schrieb ich regelmäßig-meistens über das Laufen.
Viel ist passiert in der Zeit.Ich habe mich verändert, mein Leben hat sich verändert-und scheinbar spielt auch im Moment die Welt verrückt, wenn man so die Politik verfolgt. Es scheint Geisteskranke regieren die Welt, Personen die den Kontakt zur Realität verloren haben.
Laufen, ja das tue ich immer noch sehr gerne. Bedingt durch Verletzungen und Erkrankungen, aber auch durch fehlende Motivation wurde es aber auch deutlich weniger dieses Jahr. Zwar habe ich den Rennsteig Supermarathon bewältigt (mehr recht wie schlecht), aber Petit Ballon und die Zugspitze musste ich absagen. Im Moment baue ich gerade wieder so was wie Kondition auf und das Laufen macht mir auch wieder deutlich mehr Spaß.
Hier in diesem Blog möchte ich aber nicht nur über das Laufen berichten, sondern auch über alles andere was mich bewegt, was mich glücklich macht, was mich ärgert, was mich wütend macht und fassungslos.
Nach den letzten sehr emotional stressigen Monaten und Jahren bin ich wieder bei mir angekommen so scheint es.
Claudia begleitet mich durch mein oft chaotisches Leben, läuft oft mit mir und ist meine große Stütze..und Liebe.
Nun also werde ich wieder loslegen.Wie oft? Kommt darauf an. Je nachdem was passiert ist und wie ich Zeit habe. Ich hoffe ihr begleitet mich dabei :-)